Anna Greta Charlotte Böcker
Anna Greta Charlotte Böcker

Die Schwangerschaft oder 38 +0 SSW

7. Monat

Am 15.03.2010 haben wir abends einen Schwangerschaftstest gemacht: positiv! Freude und Schrecken zugleich, obwohl geplant und auch gewollt, war die Schwangerschaft für uns recht überraschend; es ging sehr schnell! Drei Tage später erhielt ich den Mutterpaß und das 1. Ultraschallbild von unserer Erbse. Unser Eltern und Geschwister erfuhren zeitnah, am nächsten Wochenende, die frohe Kunde. Alle waren sehr erfreut und auch ungläubig aufgrund der Nachricht, dass ein Enkelkind bald zur Welt kommen sollte.

 

Die Schwangerschaft war gerade in den ersten Monaten sehr unkompliziert. Keine Übelkeit, Gelüste oder Launen, lediglich bleiernde Müdigkeit und häufiges Wasserlassen waren typische Anzeichen. Die Gewichtszunahme war moderat, in den ersten 12 Wochen lediglich 2 Kilogramm, bis zum 6. Monat waren es 5 Kilogramm und die magische 10 Kilo-Marke wurde Anfang September geknackt, im 8. Monat. Im 7. Schwangerschaftsmonat fingen dann die ersten leichten Beschwerden an: Karpaltunnelsyndrom, Wassereinlagerungen, Sodbrennen, Rückenschmerzen und die Unkontrollierbarkeit der Blase. Laut Buch und Frauenarzt waren dies ganz normale Begleitbeschwerden in einer Schwangerschaft... aber ich wußte bereits damals, dass dies Zeichen sind...

 

In der 28. Schwangerschaftswoche wurde festgestellt, dass unser Mädchen "zu leicht" sei. Erstmal keine beunruhigende Mitteilung, trotzdem gingen wir ab da zweiwöchentlich in die Praxis. In der 34. Woche wurden wir zur CTG und Dopplerkontrolle ins Krankenhaus überwiesen. Das war der Beginn einer nervenaufreibenden Zeit. Am Tag der ersten Untersuchung wurde festgestellt, dass Charlotte wesentlich zu leicht sei und auch der Muttermund geöffnet war und die 40. Schwangerschaftswoche nicht vollendet werden würde. Von diesem Tag an waren wir alle zwei Tage zur Kontrolle im Kreissaal.... Charlotte benötigte ein Geburtsalter von mindestens 36 Wochen, um ausserhalb der Uniklinik geboren werden zu können. Wir haben bis zum Ende der 36. Woche gehofft, dass wir unser Kind in einem normalen Krankenhaus entbinden werden, wurden aber dann in die Uniklinik überwiesen, mit dem Hinweis, dass die Geburt kurz bevorstehe und ein Kaiserschnitt unumgänglich sei.

 

Am 15. Oktober stellten wir uns in der Uniklinik vor, aufgeregt ob Charlotte wohl heute oder morgen geholt werden würde... aber an diesem Tage wurde unsere Welt erschüttert, denn die erfahrenen Schaller der Uni diagnostizierten Charlotte fast keine Überlebenschancen... Unser Traum einer Familie wurde am späten Nachmittag zerstört, als mir die Nabelschnur punktiert wurde und die Blutprobe mit einem Eilboten ins Labor geschickt wurde... Das ganze Wochenende war eine Qual. Wir wollten niemanden beunruhigen und spielten die glücklichen Fast-Eltern vor, dabei waren wir im Inneren wie erstarrt, denn die vorläufige Diagnose, Trisomie 13, war ein Todesurteil und wir warteten nur auf die Nachricht, die uns den Boden unter den Füßen wegreissen sollte...

 

Am Montag, den 18. Oktober wurde ich in der Uniklinik stationär aufgenommen, der Kaiserschnitt sollte am 20. Oktober stattfinden, denn ein Ergebnis des Labors lag morgens noch nicht vor. So ging das Krankenhaus seiner Routine nach und behandelte mich wie eine kreißende Frau. Als wir um 16 Uhr jedoch ins Chefarztzimmer gerufen wurden und uns der endgültige Befund eröffnet wurde, brach die Welt zusammen. Niemals werde ich diesen Tag und dieses Gefühl vergessen, als mir eine fremde Frau sagte, dass ich niemals ein gesundendes oder gar lebendes Kind in den Armen halten werde.

 

Die Krankenhausseelsorge war sofort für uns zur Stelle und besprach mit uns die Möglichkeiten für Charlotte, für uns und den Ablauf der nächsten Tage. Wir entschieden uns für die Einleitung der natürlichen Geburt am 22. Oktober. Die Tage bis dahin waren schrecklich. Charlotte lebte doch! Sie trat und knuffte mir weiterhin in den Bauch. Warum sollte dieses Mädchen etwa krank sein, totkrank? Wieso sie und warum wurde das nicht schon früher gesehen? Charlotte und ich hatten uns doch über neun Monate hinweg angefreundet, jeden Tag ein bisserl mehr...

 

 

 
Geburtsdatum 23.10.2010 - 23.16 Uhr
Größe 46 cm
Gewicht 2270 g
Geburtsort Uniklinik Bonn